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Kopfbild Harmonica Lexikon  
     
Wissenswertes über Mundharmonikas und deren Spieltechniken  
(Autor: Uwe Ballhorn)  
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1.         Geschichte der Mundharmonika  
   
2.         Aufbau der Mundharmonika
2.1.        Kanzellenkörper
2.2.        Stimmplatten
2.3.        Deckelplatten
2.4.        Das Herz der Mundharmonika: Die Kernoktave
 
   
3.         Die unterschiedlichen Konstruktionen
3.1.        Anfänger-Modelle
3.2.        Chromatische Mundharmonikas
3.3.        Wiener Modelle
3.3.1.         Tremolo Modelle
3.3.2.         Oktav Modelle
3.3.3.         Halbwiener
3.3.4.         Wender und Kreuzwender
3.4.        Knittlinger Modelle
3.5.        Richter Mundharmonikas (Blues Harps)
3.5.1          Sondermodelle -Sonderstimmungen
3.5.1.1.        SBS (Steve Baker Special)
3.5.1.2.        Country Stimmung
3.5.1.4.        Chromatic Koch und Slide Harp
3.6.        Orchester / Ensemble - Modelle
3.6.1.         Bass-Mundharmonikas
3.6.2.         Akkord-Mundharmonikas
 
   
4.         Spieltechniken
4.1.         Melodiespiel
4.1.1.         "Pfeifmund" - Ansatz (Lipping)
4.1.2.         "Zungen" - Ansatz (Tongue-Blocking)
4.2.        Akkordbegleitung
4.3.        Kombination von Zungenblocken (Tongue Blocking) und Akkordbegleitung
4.4.        Bending (Zieh- und Blas-Bending)
4.5.        Overblow / Overdraw
4.6.        Effekt-Techniken
4.6.1.         Vibrato
4.6.1.1.        Handvibrato
4.6.1.2.        Kehlkopfvibrato
4.6.1.3.        Zwerchfellvibrato
4.6.2.         Tremolo
 
   
5.         Häufig gestellte Fragen (FAQs - Frequently Asked Questions)  
   
6.         Theoretische Erläuterungen und Tabellen
6.1.        Welche Harp für welche Tonart - Die "Positionen"
6.2.        Tonübersicht diatonischer Blues Mundharmonikas (in allen 12 Tonarten)
 
   
7.         Mundharmonika - Literatur & Noten  
   
8.         Link-Sammlung  
   
   
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1. Geschichte der Mundharmonika vorAnfang
   
Den alten Chinesen war das Prinzip, nach dem unsere heutige Mundharmonika funktioniert, schon vor ca. 5000 Jahren bekannt: die freischwingende Stimmzunge. Ein Bambusinstrument namens Sheng wird heute noch in China und der Khan in Thailand gespielt.
Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurde dieses Prinzip der Tonerzeugung in Europa eingesetzt. Wenn auch der Erfinder der Mundharmonika nicht mehr eindeutig bestimmt werden kann (es werden immerhin mindestens 9 verschiedene Hinweise genannt), so wird die Erfindung doch meist dem Berliner Christian Friedrich Buschmann im Jahre 1821 zugeschrieben. Es bleibt aber die Vermutung, dass auch andere Instrumentenbauer in dieser Zeit unabhängig voneinander auf diese Idee kamen. Auf jeden Fall kam es zu einer sehr raschen Verbreitung dieser Idee und es begannen etliche Hersteller zunächst in Wien und später in Württemberg und Sachsen mit der Produktion von Mundharmonikas. Es sollte noch Jahrzehnte dauern bis die Mundharmonika ihre heutige Gestalt erhielt. Zwischen 1845 und 1865 sind aus den bis dahin vorwiegend als Spielzeug verwendeten Stimmplatten die drei grundlegenden und bis heute noch bekannten Mundharmonikamodelle entstanden:
Wiener Oktav- und Tremolo Modelle (Firma Thie in Wien)
Knittlinger Oktav Modelle (Firma Hotz in Knittlingen)
Richter Modelle
Mitte der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts erlebte die Mundharmonika einen bedeutenden Fortschritt durch die Entwicklung der
Chromatischen Mundharmonika.
Durch sie erst erhielt der Spieler die Möglichkeit kompliziertere Melodien zu spielen ohne zwischendurch das Instrument wechseln zu müssen.
Das eigentliche Schlüsselereignis in der Geschichte der Harp jedoch, war die Erschließung des amerikanischen Marktes für Erzeugnisse der Firma Hohner. Einerseits entwickelte sich Hohner dadurch sehr schnell zu einem der größten Mundharmonikahersteller der Welt. Zum anderen führte die Einführung der Mundharmonika in den Vereinigten Staaten und dem damit verbundenen Zusammentreffen mit der Afro-Amerikanischen Kultur zu neuen Möglichkeiten, die sich vermutlich keiner der Erfinder hätte träumen lassen. Zu der sich gerade entwickelnden Blues-Musik eignete sich kaum ein anders Instrument besser als die diatonische Richter-Mundharmonika, die in den USA einfach Harp genannt wurde. Sie war preiswert, handlich und konnte in einer Art und Weise "gequält" werden, so dass Töne spielbar wurden, die als Stimmzunge eigentlich nicht vorhanden waren.
Diese Spieltechnik, Bending genannt, und das erst 1969 von dem Amerikaner Howard Levy entdeckte Overblow / Overdraw verhalfen der Richter-Mundharmonika zu der ihr gebührenden Stellung als vollwertiges Instrument.
 
   
2. Aufbau der Mundharmonika vorzurückAnfang
 
Bei der Vielzahl von Mundharmonika-Bauweisen und Modellen ist es keine einfache Aufgabe Übersichtlichkeit zu schaffen. Allen Modellen gemeinsam ist jedoch, dass sie aus einem Kanzellenkörper und Stimmplatten bestehen. Für die Abdeckung der Stimmplatten verwendet man Deckelplatten (Ausnahme: HOHNER CX12 - sie verschwindet in einem Gehäuse, und wird dann von hinten mit einer Art Klammer verschlossen.
Chromatische Mundharmonikas verfügen außerdem noch über einen Schieber, mit dem zwischen 2 (um einen Halbton versetzten) Tonarten umgeschaltet werden kann.
Je nach Modell unterscheiden sich jedoch Bauweise und Material der einzelnen Bauteile:
 
   
2.1. Kanzellenkörper vorzurückAnfang
 
Es gibt
  • einkanalige oder
  • doppelkanalige (siehe Punkt 3. "Die unterschiedlichen Konstruktionen")
  • Zweiseitig spielbare Kanzellenkörper (bei der Wender-Mundharmonika
  • Holz-, Kunststoff- oder Metallkanzellenkörper.
    Jedes der Kanzellenkörper-Materialien hat seine eigenen klanglichen Eigenschaften.
  • Kunststoff hat einen warmen gleichmäßigen Klang. Es quillt bei Feuchtigkeit nicht
    auf und ist daher angenehmer an den Lippen als Holz.
  • Holz dagegen gibt ein volleres Klangbild.
  • Metall oder metallisierte Plastikoberflächen ergeben einen hellen, klaren Sound.
 
   
2.2. Stimmplatten vorzurückAnfang
 
bestehen aus Messing, bei manchen Modellen sind sie vernickelt oder verchromt.
  • Die Stimmzungen bestehen aus Messing-Legierungen und sind auf der Stimmplatte vernietet. Bei Chromatics werden die Stimmzungen mit Ventilen versehen, um den Luftverlust, der sich aus der doppelten Anzahl von Schlitzen ergibt, zu reduzieren.
  • (Ausnahmen sind z.B. Seydel Standard - keine Ventile und die SUZUKI MR-350 V - unseres Wissens die einzige ventilierte 10-kanalige Richtermundharmonika)
  • Die Stärke der Stimmplatten beeinflusst den Klang und die Lautstärke der Mundharmonika.
 
   
2.3. Deckelplatten vorzurückAnfang
 
  • bestehen aus Stahl- oder anderem Blech, das vernickelt, (schwarz)-verchromt, vergoldet, eloxiert oder beschichtet sein kann. Viele Hersteller halten sich darüber leider recht bedeckt, was sehr schade ist, weil vor allem Nickelbestandteile für Allergiker zum Problem werden können.
    Die Deckelform hat Einfluss auf die Klangentfaltung der Mundharmonika. So sind manche Deckel z.B. seitlich geöffnet, haben gerade oder wellenförmige Profile. Hier ist ausprobieren und vergleichen angesagt. HOHNER bietet Ersatzdeckelplatten für alle Harps des Modularsystems (Buchstaben "MS" sind auf den Deckelplatten eingraviert).
 
   
2.4. Das Herzstück der Mundharmonika: Die Kernoktave vorzurückAnfang
 
Betrachten wir uns einmal die Kanäle 4 bis 7 einer 10-kanaligen Richtermundharmonika:

Bild 1
kernoktave 1a.gif (1725 Byte)
  rot:         Blastöne
  schwarz: Ziehtöne


Diese Tonfolge lässt sich auf (fast) allen Mundharmonikas, ob Wiener Modell, Chromatische Mundharmonika, Knittlinger oder Blues Harp mindestens einmal wiederfinden. Es handelt sich dabei um eine vollständige diatonische Oktave. Allerdings stellt sich die Frage, warum die gleichmäßige Abfolge von Blasen und Ziehen im 7. Kanal unterbrochen wird.
Die Erklärung ist in der Harmonisierung zu suchen: Es ergibt sich auf Blasen ein Dur-Akkord - c e g c. Würde man h und c vertauschen, ergäbe sich der Akkord C maj 7. Im Jazz und in der lateinamerikanischen Musik ein normaler, sehr gebräuchlicher Akkord. Aber zur Zeit, aus der alle unseren gebräuchlichen Mundharmonikamodelle stammen, ein harmonisches "Unding".
Sieht man sich nun eine Mundharmonika mit quergeteilten Kanälen näher an, kann man feststellen, dass die Anordnung anders erscheint,  ...

Bild 2
kernoktave

... bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass sich zwar Blas- und Ziehtöne nicht wie bei der Richter-Harp in einem Kanal gegenüber , sondern im Wechsel nebeneinander liegen, aber ansonsten ist unsere Kernoktave noch genauso vollständig vorhanden.
Das Wissen um den Aufbau der Kernoktave ist sehr wichtig zur Orientierung, findet man sie doch bei allen Mundharmonikamodellen(vereinzelte Sonderstimmungen ausgenommen) wieder.
 
   
3. Die unterschiedlichen Konstruktionen vorzurückAnfang
 
3.1. Anfänger-Modelle und Melodie-Instrumente
 
Anfänger- und Melodieinstrumente zusammen in eine Kategorie zu werfen, scheint erst einmal verwirrend. Doch ist beiden etwas gemeinsam. Sie basieren auf dem Prinzip einer Kernoktave. Die kleinsten Instrumente haben einen Stimmumfang von 8 Tönen. Z.B. HOHNER Little Lady - ein Miniaturinstrument- oder HOHNER Speedy - ebenfalls mit 8 Tönen, jedoch mit normaler Baugrösse. Bei beiden sind die 8 Stimmen in 4 Kanälen angeordnet, also Blas- und Ziehton jeweils in einem Kanal. Bei der "Hering YARA 9108" sind Blas- und Ziehtöne hingegen abwechselnd nebeneinander untergebracht - dies ist die "Vorstufe" zum Wiener Modell
Ordnet man die Kernoktave 2 mal nebeneinander an, erhält man ein Melodie-Instrument, das auch für den Einstieg in die Spielweise der chrom. Mundharmonika geeignet ist: z.B. die HOHNER Melody Star - mit 16 Tönen. Reiht man 3 Kernoktaven aneinander, erhält man die Tonfolge der HOHNER "Marine Band Soloist" oder der "HERING  MASTER - Solo".
 
   
3.2. Chromatische Mundharmonikas vorzurückAnfang
 
Der Aufbau der Chromatischen Mundharmonika basiert auf dem Prinzip der im Punkt 3.1. beschriebenen Melodieinstrumente: Die Kernoktave wird mehrfach aneinandergereiht. Das heißt: 2 Oktaven = 8 Kanäle, 3 Oktaven = 12 Kanäle usw.
Zur Chromatik ergänzt wird diese Tonreihe nun, indem sie nochmals komplett (um einen Halbton erhöht), hinzugefügt wird. Diese Töne erreicht man über einen im Mundstück angeordneten Schieber (Beispiel: HOHNER Chromonika II 270 oder die brasilianische HERING Chromatic 5148).
Um zu vermeiden, dass es durch die doppelte Anzahl an Stimmzungen pro Kanal,besonders bei den tiefen Stimmen, zu einem zu hohen Luftverlust kommt, werden Chromatics meist ventiliert. Ausnahme ist hier die preiswerte Seydel Standard).
 
   
3.3. Wiener Modelle vorzurückAnfang
 
Der Aufbau dieser Mundharmonikas basiert ebenfalls wieder auf dem Prinzip der Kernoktave. Allerdings liegen hier Blas- und Ziehtöne nebeneinander und in voneinander getrennten Kanälen!Blas- und Ziehstimmen liegen im Wechsel auf einer Stimmplatte nebeneinander (wie z.B. bei der schon erwähnten HERING YARA) Vergleiche dazu die Richter-Mundharmonika, die je eine Stimmplatte für Blas- und für Ziehtöne hat!
Dadurch besteht nun die Möglichkeit, die untere Stimmplatte für bestimmte "Effekte" zu verwenden: siehe Punkt 3.3.1. und 3.3.2.
Ober- bzw. unterhalb der Kernoktave entspricht die Stimmung meist der der Richtermundharmonika, ist also (Begleit-) harmonieorientiert.
Es gibt aber auch Ausnahmen: z.B.: Seydel "Bergzauber", die größeren "Sailor"- "Shanty"- und "Mountain Harp" - Modelle. Diese sind melodiegestimmt, d.h. die Tonfolge der Kernoktave wiederholt sich mehrfach!
 
   
3.3.1. Tremolo Modelle  
 
Die untere Stimmplatte hat genau die gleiche Tonfolge wie die obere. Allerdings erhalten ihre Stimmzungen absichtlich nicht ganz exakt die gleiche Stimmung, sondern weichen in ihrer Tonhöhe geringfügig ab. Es kommt zu Frequenzüberlagerungen. Hierdurch entsteht eine sogenannte Schwebestimmung - der Tremoloeffekt. Im Durchschnitt beträgt die Zahl der Schwingungen des Schwebetons 3 bis 4 pro Sekunde.
 
   
3.3.2. Oktav Modelle vorzurückAnfang
 
Wie bei der Tremolo-Mundharmonika hat die untere Stimmplatte die gleiche Tonfolge wie die obere, ist aber hier komplett eine Oktave höher, bei manchen Modellen auch eine Oktave tiefer gestimmt.
 
   
3.3.3. Halbwiener vorzurückAnfang
 
Bei der sogenannten Halbwiener fehlt die untere Stimmplatte völlig, oder sie wird nicht mit Stimmzungen versehen (Blindplatte).
 
   
3.3.4. Wender und Kreuzwender vorzurückAnfang
 
Bei einer Wender Mundharmonika befinden sich Zwei, im Quintabstand gestimmte, Mundharmonikas gegenüberliegend in einem Gehäuse. Man kann also durch schnelles Wenden während des Spiels geschickt das Manko fehlender Begleitharmonien ausgleichen. Betrachten wir uns diesen Umstand einmal näher:
Wir spielen z.B. eine G-Dur Tremolo-Mundharmonika.
Der Übersichtlichkeit halber habe ich die Abb. einer Richter Harp  verwendet, denn hier sind die Blas- (rot) und Zieh-Stimmplatten (schwarz) getrennt zu erkennen.
Bild 3
Richter G-Dur

Es wird deutlich, dass uns für die Begleitung nur die Tonika (G-Dur) und die Dominante (D 7) zur Verfügung steht. Die Subdominante C-Dur fehlt.
Benutzen wir nun eine Wender in der Tonart C/G, können wir auch auch die Subdominante C-Dur spielen.
Wender Mundharmonikas stehen meist in den Stimmungen C/G, D/A, Bb/F zur Verfügung (HOHNER)
Bei Hering gibt es auch das Modell "Vencedora" in A/E
Eine umfangreichere Variante ist die Kreuzwender. Mehrere Einzelmundharmonikas sind zwischen zwei kreuz- oder sternförmigen Blechen, an denen sich Halteknaufe befinden, montiert. Bei Hohner ist ein 6-fach-Modell im Sortiment. Hering bietet ein 4-fach und ein 6-fach-Modell an. Huang hat ebenfalls ein 4-fach und ein 6-fach-Modell im Programm.
 
   
3.4. Knittlinger Modelle vorzurückAnfang
 
Eigentlich könnte sie auch den Oktav-Mundharmonikas zugeordnet werden. Der Kanzellenkörper ist doppelkanalig. Blas- und Ziehtöne wechseln sich auf einer Stimmplatte ab. Die Tonfolge ist die gleiche, wie bei Richter und Wiener Modellen. Doch eine eine Eigenart unterscheidet sie von den Wiener Modellen: Die senkrechten Stege jeweils zwischen Blas- und Ziehzunge fehlen! Also je zwei Stimmzungen befinden sich nebeneinander in einem Kanal.
Dieses von der früheren Firma Hotz aus Knittlingen stammende Bauprinzip wird nur noch bei sehr wenigen Mundharmonikas angewandt. Man trifft es bei Hohners "Auto Valve Harp", die es noch in diversen Tonarten gibt, und bei der "Marine Band Oktav" an. Die Auto Valve ist ventiliert, was den Luftverlust vermindert.
Die Klingenthaler Firma Seydel baut noch die "Concerto". Bei dieser Mundharmonika ist die tiefe Oktave unten und die hohe oben angeordnet. Die Stimmung ist nicht ganz der Richter-Stimmung identisch (Verschiebung um einen Kanal). Dazu später mehr in der Übersicht der Stimmungen.
 
   
3.5. Richter Mundharmonikas (Blues Harps) vorzurückAnfang
 
Ein gewisser Herr Richter aus Heida im Erzgebirge legte um ca. 1875 diese Tonfolge fest. Die Besonderheit in der Konstruktion dieser Mundharmonika liegt aber darin, dass der Kanzellenkörper nicht quergeteilt ist. Somit teilen sich also jeweils eine Blas- und eine Ziehstimmzunge einen Kanal. Dies führte im Lauf der Zeit zu einigen "Entdeckungen", die auch der Erfinder, der gute Herr Richter, sich bestimmt nicht hätte träumen lassen.
Durch die Anordnung der Stimmen ist es nämlich möglich, eine gewisse Manipulation des Luftstromes vorausgesetzt, die Töne zu biegen bzw. sogar gebogene Töne gleich anzuspielen. Fast unglaublich also: man ist in der Lage Töne zu spielen, die als Stimmzunge auf der Mundharmonika gar nicht vorhanden sind, d.h.
mit nur 20 Basis-Stimmzungen lassen sich 37 Töne erzeugen. Das kann man mit keinem anderen Mundharmonika-Modell !
(siehe dazu Bending und Overblow/Overdraw)
Diese Techniken mussten sich natürlich im Laufe der Zeit erstmal entwickeln. Die besten Voraussetzungen dafür waren vor ca. 100 Jahren in den USA gegeben. Dort begann sich der Blues als musikalische Ausdrucksform der schwarzen Bevölkerung zu entwickeln. Der Blues hat eine relativ einfache harmonische Struktur. Er lebt dafür aber von der ständig währenden Neuinterpretation vorhandener Motive und der Improvisation. Die eigentümliche Faszination des Blues wird aber vor allem durch die "blue notes" ausgelöst. Die Richter-Mundharmonika bot sich bestens zur Verwirklichung dieser Ausdrucksform an. Außerdem war sie für jedermann erschwinglich.
Wie schon erwähnt, ist die Artikulation der Bendings oder Heuler von einer gewissen Veränderung der Luftströmung, der Zungenstellung und den Verhältnissen des Mund- und Rachenraumes abhängig. Da bei jedem Spieler die Gegebenheiten etwas anders sind, ist hier mehr Raum für Individualität und für viele Nuancen.
In den 1930er Jahren führte "Sonny Boy Wiliamson I." die "Crossed Harnonica" - Technik ein. Er spielte eine Tonart, die um eine Quarte tiefer lag, als die, in der das Instrument gestimmt war. Diese Spielweise benutzen heute (zum Teil unbewusst) 80 Prozent aller Blues-Harmonica -Spieler.
Was ist dabei anders?
-Spielen wir crossed auf einer C-Dur-Harp, dann ändert sich vor allem unser Grundton - der heißt jetzt G.-
-Mit ihm ändert sich auch der harmonische Bezug - wir spielen als Tonika G 7 bzw. G 7/9 und haben außerdem noch die Subdominante C-Dur zur Verfügung.
-Mit den Bendings Bb (3.Kanal) und Db (4.Kanal) stehen uns zwei blue notes zur Verfügung. Siehe dazu auch die Übersicht über die Positionen.
Die Spieltechnik der Overblows/Overdraws ist verglichen mit dem Bending relativ neu. Erst 1969 hat Howard Levy, ein Harpspieler aus Chicago, herausgefunden, dass sich die jeweils tieferen Töne innerhalb einer Kanzelle durch Überblasen bzw. Überziehen erhöhen lassen. Somit könnte, zumindest theoretisch, die Richter-Mundharmonika chromatisch gespielt werden.
 
   
3.5.1 Sondermodelle - Sonderstimmungen vorzurückAnfang
 
3.5.1.1. SBS - Steve Baker Special
 
Das SBS - "Steve Baker Special" - Modell basiert auf der normalen 10-kanaligen Richter Harp, deren Harmonieoktave aber nach unten hin erweitert ist:
Die Kanäle 1 bis 3 der Richter Harp werden eine Oktave tiefer nochmals gedoppelt und am oberen Ende wird sie um einen Kanal ergänzt - mit Ziehton H und Blaston E.
 
   
3.5.1.2. Country Stimmung  
 
Country-Stimmung (Bezeichnung bei HOHNER) oder Melody Maker (bei TOMBO)
Hier ist die Stimmung gegenüber der "normalen" Richter-Stimmung etwas verändert worden. Nämlich der Ziehton im 5. Kanal wurde um einen Halbton erhöht.
Warum? Sehen wir uns die Grafik (links Richterstimmung - rechts Country) noch einmal genauer an:

Bild 4
Richter G-Dur

g-country

Wenn wir auf einer G-Dur Richter-Harp crossed spielen, ist D die Tonika und G die Subdominante. Die Dominante A hätten wir (leider) nur in Moll zur Verfügung.
Erhöhen wir den Ton C im 5. Kanal zum C#, haben wir A-Dur als Dominante. Allerdings wird nun aus unserem Tonika-Vierklang ein Major-Sept-Akkord. Im Blues eher ungewöhnlich, bieten sich mit diesem aber neue Klangmöglichkeiten in Richtung Jazz oder Latin an.
Ein weiterer Nebeneffekt ist erwähnenswert: dadurch, dass wir im 5. Kanal nun eine große Sekunde als Intervall erhalten haben, läßt sich der Ziehton C# zum C herunter benden !
Achtung! Die Lee Oskar "Melody Maker" von TOMBO hält noch eine weitere "Überraschung" bereit. Bei dieser ist zusätzlich der Blaston im 3. Kanal um einen Ganzton erhöht.
 
   
3.5.1.4. Chromatic Koch und Slide Harp vorzurückAnfang
 
Diese Mundharmonikas bilden das Bindeglied zwischen Richter- und Chromatik-Mundharmonika. Beide sind nach dem Prinzip der Chromatic gebaut, jedoch wie Richter-Harps gestimmt. Ein "echtes" chromatisches Spielen ist aber nicht möglich - die Töne F (im 2.) A und Bb (im 3.) und H (im 10. Kanal) müssen oder können gebendet werden. Diese Möglichkeiten haben auch ihren Reiz, zudem bestimmte Tonfolgen chromatisch gerückt werden können.
Die Chromatic Koch ist nicht ventiliert. Die Slide Harp ist halbventiliert, was das Benden etwas erleichtert.
 
   
3.6. Orchester- und Ensemble - Modelle vorzurückAnfang
 
3.6.1. Bass-Mundharmonikas
 
Egal, ob im Mundharmonika-Orchester, im Duo oder Trio musiziert wird - die Bass-Mundharmonika bietet das Fundament im Zusammenspiel mehrerer Mundharmonikas. Die Bass-Mundharmonika besteht aus zwei übereinander liegenden Kanzellenkörpern. Die Anordnung der Stimmen orientiert sich an der Tastatur des Klaviers. Erhöhte bzw. erniedrigte Töne (den schwarzen Tasten entsprechend) befinden sich im oberen Kanzellenkörper, und die "normalen" (den weißen Tasten entsprechenden) im unteren Körper. Da es mehr weiße als schwarze Tasten gibt, wären nun im oberen Körper noch Kanäle frei. An diesen Stellen sind jedoch nochmals Töne untergebracht - und zwar "F" und "H" aus der diatonischen Folge. Die Bass-Mundharmonika ist zudem zwei-chörig gestimmt (im Oktavabstand).
HOHNER bietet 2 Modelle: eines mit 58 und das andere mit 78 Stimmen.
HUANG erwähnt ein Modell in seinem Katalog, allerdings ist uns bisher noch kein deutscher Importeur bekannt, der es im Sortiment führt.
 
   
3.6.2. Akkord-Mundharmonikas  
 
Für die harmonische Begleitung im (Muha-) Orchester oder Ensemble wurde die Akkord-Mundharmonika konstruiert. Das imposanteste Instrument hat HOHNER im Programm: die M 26701 - ein Instrument mit 384 Stimmen !! Das sind 48 Akkorde (Dur, Moll, Sept, übermäßig, vermindert) in Oktav-Stimmung.
Auch von HOHNER ist die "Vineta" - gedacht für kleinere Besetzungen. Im Harmonieumfang sehr eingeschränkt, bietet sie F-Dur, C-Dur, G-Dur und C 7, G 7, D 7.
Auf Moll, Vermindert und Übermäßig muß man bei ihr verzichten.
Dazwischen siedelt sich ein Modell von HUANG an: die "Chorded 20" - wie die Modellbezeichnung schon verrät, ein Instrument mit 20 Akkorden (je 5 in Dur, Moll, Sept und Vermindert)
 
   
4. Spieltechniken vorzurückAnfang
 
4.1. Melodiespiel  
 
Es gibt zwei Möglichkeiten des Melodiespiels:
 
   
4.1.1. "Pfeifmund" - Ansatz (Lipping)  
 
Bei dieser Technik wird ein Einzelton mit gespitztem Mund erzeugt, ähnlich der Lippenstellung, die man beim Pfeifen benutzt. Es wird immer nur ein Tonkanal angespielt. Zu beachten ist, dass man die Töne nicht abquetscht - dies gilt besonders für die Ziehtöne. Das "Saugen" soll unbedingt vermieden werden, da sonst die Luft nicht frei fließen kann, und die Töne nicht schön klingen können. Am besten ist, wenn man lernt, beim Spiel das Zwerchfell einzusetzen. Versuchen Sie "durch die Mundharmonika zu atmen".
 
   
4.1.2. Zungen - Ansatz (Tongue-Blocking)  
 
Bei dieser Technik werden 3 bis 4 Kanäle mit den Lippen umschlossen. Dabei deckt die Zunge wiederum alle Kanäle - bis auf den ganz rechts liegenden - ab. Daher auch der Name Tongue-Blocking. Diese Technik ist nicht ganz einfach, sie bildet aber die Grundlage für die Kombination von Melodiespiel und Akkord-Begleitung, für Oktavspiel (Splitting)
 
   
4.2. Akkordbegleitung  
 
Bei der Akkordbegleitung werden mehrere Kanäle mit den Lippen umschlossen und angespielt. Um einen exakten Ton zu artikulieren, tippt die Zunge auf den Kanzellenkörper. Sollen weiche, ineinanderfließende Akkorde gespielt werden, wird die Zunge gegen den oberen Gaumen getippt oder so gut wie garnicht bewegt.
 
   
4.3. Kombination von Zungenblocken (Tongue Blocking) und Akkordbegleitung vorzurückAnfang
 
Die beiden letztgenannten Techniken lassen sich, wie schon erwähnt, miteinander kombinieren. Die Ausgangsposition ist die, wie ich sie in Punkt 4.1.2. (Tongue-Blocking) beschrieben habe, also 3 Kanäle bleiben beim erklingen der Melodie von der Zunge (meist) abgedeckt. Und da wo es sich realisieren läßt, wird die Zunge kurz zurückgezogen und wieder aufgetippt. Für diese Technik ist etwas Übung und Geduld nötig. Vor allem aber muss man Ausprobieren, wie sie sich am besten anwenden läßt.
 
   
4.4. Bending (Zieh- und Blas-Bending)  
 
Die wohl interessantesten Spieltechniken auf der Mundharmonika sind das Bending (Zieh-/Blasbending) und das Überblasen (Overblow/Overdraw). Wichtig zu wissen ist: Diese Techniken funktionieren nur auf nichtgeteiltkanaligen Harps! Also nur auf Mundharmonikas, bei denen sich Blas- und Ziehstimmzunge in einem Kanal gegenüberliegen, und sich somit gegenseitig beeinflussen können. Das sind vorwiegend die Richterharps. Die physikalische genaue Erklärung für dieses "Phänomen" hat Steve Baker in seinem "Harp Handbook" ausführlich beschrieben. (Übrigens ein sehr zu empfehlendes Werk - sozusagen die Bibel der Mundharmonikaspieler! Um ein Bending zu spielen verändert man die Form bzw. Stellung der Zunge und des Rachenraumes. Die allerersten Übungen des Ziehbendings sind mit dem "Aussaugen der allerletzten Neige aus einem Trinkglas mittels   Strohhalm" zu vergleichen. Viele Mundharmonikaspieler spielen Bendings ohne es zu wissen. Dies sind vorwiegend Ziehbendings in den unteren Kanälen, die relativ einfach zu erzeugen sind. Interessant zu wissen ist übrigens auch, dass das Intervall zwischen Blas- und Ziehton die Anzahl der erzeugbaren Bendings bestimmt: z.B. im 3. Kanal einer C-Dur Harp haben wir G  auf Blasen und H auf Ziehen. Dazwischen liegen G# - A - Bb. Und genau diese drei Töne lassen sich als Bendings spielen.

Bild 5

                  Bb
            ~B Eb Gb/F# B
C E G C E G C E G C
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
D G B D F A B D F A
Db/C# Gb/F# Bb Db/C# ~E Ab        
  F A              
    Ab              

Beachte dass B dem deutschen H entspricht !
Die rot gekennzeichneten Töne lassen sich nur um einen Viertelton benden - also eher nur ein Effekt!
 
   
4.5. Overblow / Overdraw (Überblasen / Überziehen) vorzurückAnfang
 
Diese Technik ist der des Bendings ähnlich, aber sehr viel schwieriger zu realisieren. 1969 hat der amerikanische Harp-Spieler Howard Lewy herausgefunden, dass es möglich ist, außer den Bending-Tönen noch weitere Töne zu erzeugen. Das Interessanteste an dieser Entdeckung ist, dass es sich bei diesen Tönen genau um die wenigen noch zur Chromatik fehlenden Töne handelt.
In Bild 6 sind diese Töne in der obersten und untersten Zeile eingetragen. Vergleiche mit der Tabelle der Bendings in Bild 5 !!
Ausführliche Tips zu den technischen Zusammenhängen und zur Erzeugung dieser Töne gibt Steve Baker in seinem "Harp Handbook" - sehr empfehlenswerte Lektüre für alle Theoretischen Zusammenhänge!!

Bild 6

D# G# C D# F# Bb        
C E G C E G C E G C
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
D G B D F A B D F A
            C# F G# C#
 
   
4.6. Effekt-Techniken vorzurückAnfang
 
Während die zuvor genannten Techniken weniger als Effekt, sondern vorwiegend zur Erweiterung des "Tonmaterials" dienen, handelt es sich bei den folgenden Techniken wirklich um Effekte zur Formung bzw. Verschönerung des Tones.
Harp-Spieler haben (vor allem beim Spielen vieler Bending-Töne) dasselbe "Problem" wie z.B. Streicher. Töne, deren Tonhöhe vom Instrument nicht eindeutig vorgegeben ist, klingen ohne Vibrato nicht korrekt - gespielte Scalen hören sich "schief" an. Wenn Kinder das Geigespielen lernen klingt das immer etwas "katzenjammerig", weil sie noch kein Vibrato spielen können
 
   
4.6.1. Vibrato  
 
Beim Vibrato wird der eigentliche Ton in einem bestimmten Tempo nach oben bzw. unten verändert. Streicher "schwingen" mit dem gedrückten Finger auf der Seite hin und her. Dadurch, dass der Ton keine ganz exakte Tonhöhe hat, klingt die Melodie durch das Vibrato trotzdem richtig. Das Spiel wird außerdem auch viel lebendiger.
Mundharmonikaspieler benutzen folgende Techniken:
 
   
4.6.1.1. Handvibrato  
 
Das Handvibrato erzielt man durch leichtes, rhythmisches "Kippeln" der Harp mit der Hand, die die Harp festhält. Dabei bleiben die Lippen am Instrument, so dass der Ton nicht abreißt. Es eignet sich sehr gut für langsame und leisere Passagen. Dieses Vibrato sollte man jedoch nicht mit dem Tremolo verwechseln!
 
   
4.6.1.2. Kehlkopfvibrato  
 
Das Kehlkopfvibrato funktioniert am besten beim Ziehen der Töne. Während des Einatmens bildet man eine rhythmische Reihenfolge von weichen, stimmlosen "H"s. Bis das gleichmäßig und im richtigen Rhythmus klappt, muss man dies ein Weilchen üben. Aber diesen Effekt einzusetzen lohnt sich wirklich.
 
   
4.6.1.3. Zwerchfellvibrato  
 
Noch etwas schwerer zu erlernen ist das Zwerchfellvibrato. Die Sänger benutzen es, besonders in der Klassik. Es wird durch leichtes Anspannen und Lockern des Zwerchfells erreicht.
 
   
4.6.2. Tremolo (Zittern)  
 
Beim Tremolo handelt es sich nicht um eine Veränderung der Tonhöhe, sondern genaugenommen um die schnelle Wiederholung desselben Tones.
Tremolo-Effekte werden in der Musik aber auf unterschiedliche Art und Weise erzeugt:
  • auf- und abschwellende Lautstärke eines Tones
  • staccatoartige, gleichmäßige Wiederholung (Ab-und Aufstrich bei Streichern)
  • Wirbel bei Schlaginstrumenten.
Beim Harpspiel benutzt man die "freie" Hand, also die Hand, die nicht die Harp festhält, um den mit ihr gebildeten Resonanzraum zu öffnen und zu schließen.
 
   
5. Häufig gestellte Fragen (FAQs - Frequently Asked Questions) vorzurückAnfang
 
Antworten auf die vielen Fragen folgen.
Hier sind auch Sie gefragt! Wenn Sie Fragen haben, senden Sie uns diese an unten genannte Email-Adresse. Soweit sie zu beantworten sind, erfolgt das so schnell als möglich oder sie erscheint hier, samt Antwort. Unterstützen Sie diesen Abschnitt und stellen Sie die häufig gestellten Fragen.
 
   
6. Theoretische Erläuterungen vorzurückAnfang
 
B = H !? - immer wieder für Verwirrung sorgt die Verwechslung von B (engl.) und B (deutsch) --- Das B (engl.) entspricht dem H (deutsch) bzw. Bb (engl.- sprich: B flat) dem deutschen B !

blue notes - durch das Zusammentreffen zweier Tonsysteme, nämlich der Pentatonik der afrikanischen Sklaven mit dem europäischen Tonsystem, kam es zu "Intonationsproblemen" ). Bestimmte Intervalle (besonders die Terz und die Septime) gerieten zu Heulern oder Glissandos.

chromatisch
- in Halbtönen fortschreitende Tonfolge (Unterteilung der Oktave in 12 Halbtöne)

diatonisch
- für das Dur - Mollsystem charakteristische 7-stufige Tonfolge von 5 Ganz und 2 Halbtonschritten (siehe dazu: chromatisch!) halbventiliert - nennt man das teilweise Bestücken von Mundharmonikas mit Ventilen. Meist werden dann nur die jeweils höheren Stimmzungen ventiliert um die Möglichkeit der Bendings weiterhin zu erhalten. (siehe: ventiliert) ventiliert - ist eine Mundharmonika ventiliert, bedeutet das, dass die Stimmzungen-Schlitze (auf der Rückseite der Vernietung der Tonzunge auf der Stimmplatte) mit einem Kunststoffstreifen abgedeckt werden. Dieses Ventil  bewirkt ein Verschließen des Schlitzes beim Anspielen der gegenüberliegenden Stimmzunge. Hierdurch wird der Luftverlust erheblich verringert, was die Bespielbarkeit von chromatischen Mundharmonikas sehr verbessert. Es gibt aber auch andere Modelle, die ventiliert oder halbventiliert sind (SUZUKI MR-350, HOHNER Slide-Harp, Chromatic Koch)
 
   
6.1. Welche Harp für welche Tonart - Die "Positionen" vorzurückAnfang
 
Hier eine Übersicht über die wichtigsten "Positionen" der Harp. Prinzipiell kann man jeden Ton einer Harp als Grundton nehmen. Die, wie schon erwähnt, wichtigste und gebräuchlichste ist die 2. Position - (cross oder crossed genannt) Dies muss beim Kauf der Harp unbedingt berücksichtigt werden. Will man z.B. den Blues in E spielen, braucht man eine Harp in A !
Straigt ist die eher traditionelle Spielweise.
Mit den anderen Positionen sollte man ruhig etwas experimentieren. Eine Herausforderung ist zum Beispiel, wenn man sich einfach irgendeine CD auflegt, oder das Radio einschaltet und dann versucht, mit einer Harp, die man gerade zur Hand hat dazu zu improvisieren. Dabei ist es aber wichtig, dass man sich nicht die "passende" Harp dazu sucht, sondern auf eben dieser Harp die passenden Töne. (Dies ist allerdings eher den fortgeschrittenen Spielern zu empfehlen, die schon sicher Bendings bzw. gebendete Töne korrekt anspielen können)

Tonart
der Harp
Tonart, in der gespielt wird
1. Position 2. Position 3. Position 4. Position 5. Position
"staight" "crossed" "Double-crossed"    
G G D Am Em Hm
Ab Ab Eb Bbm Fm Cm
A A E Hm F#m C#m
Bb Bb F Cm Gm Dm
H H F# C#m G#m D#m
C C G Dm Am Em
Db Db Ab Ebm Bbm Ebm
D D A Em Hm F#m
Eb Eb Bb Fm Cm Gm
E E H F#m C#m G#m
F F C Gm Dm Am
F# F# C# G#m D#m A#m
 
   
6.2. Tonübersicht diatonischer Blues Mundharmonikas (in allen 12 Tonarten) vorzurückAnfang
 
C-Dur

Kanal 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Blasen C E G C E G C E G C
Ziehen D G B D F A B D F A


Db-Dur

Kanal 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Blasen Db F Ab Db F Ab Db F Ab Db
Ziehen Eb Ab C Eb Gb Bb C Eb Gb Bb


D-Dur

Kanal 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Blasen D F# A D F# A D F# A D
Ziehen E A C# E G B C# E G B
 
   
Eb-Dur vorzurückAnfang
 
Kanal 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Blasen Eb G Bb Eb G Bb Eb G Bb Eb
Ziehen F Bb D F Ab C D F Ab C


E-Dur

Kanal 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Blasen E G# B E G# B E G# B E
Ziehen F# B D# F# A C# D# F# A C#


F-Dur

Kanal 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Blasen F A C F A C F A C F
Ziehen G C E G Bb D E G Bb D
 
   
F#-Dur vorzurückAnfang
 
Kanal 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Blasen F# A# C# F# A# C# F# A# C# F#
Ziehen G# C# F G# B D# F G# B D#


G-Dur

Kanal 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Blasen G B D G B D G B D G
Ziehen A D F# A C E F# A C E


Ab-Dur

Kanal 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Blasen Ab C Eb Ab C Eb Ab C Eb Ab
Ziehen Bb Eb G Bb Db F G Bb Db F
 
   
A-Dur vorzurückAnfang
 
Kanal 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Blasen A C# E A C# E A C# E A
Ziehen B E G# B D F# G# B D F#


Bb-Dur

Kanal 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Blasen Bb D F Bb D F Bb D F Bb
Ziehen C F A C Eb G A C Eb G


B-Dur

Kanal 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Blasen B D# F# B D# F# B D# F# B
Ziehen C# F# A# C# E G# A# C# E G#
 
   
7. Mundharmonika - Literatur & Noten vorzurückAnfang
 
Literatur und Noten finden Sie in unserem Online-Shop. Was Sie dort nicht finden, können Sie auch per Email oder telefonisch bestellen.

>> HARMONICA WORLD SHOP
 
   
8. Links vorzurückAnfang
 

Hersteller
C.A. Seydel Söhne - "Made in Germany", der älteste noch produzierende Mundharmonikahersteller der Welt (seit 1847). Alle Seydel Mundharmonika-Modelle finden Sie im Seydel-Shop.
In unserem Harmonica World Shop finden Sie daraus auch eine sehr große Auswahl zu günstigeren Preisen. Instrumente, die Sie bei uns nicht finden können, bestellen wir gern für Sie.
Weitere Informationen über die Seydel Firmengeschichte finden Sie hier.

Suzuki – Harmonicas "Made in Japan". Eine Aufstellung des Suzuki-Angebots.

Hering Harmonicas – "Made in Brazil".

Hohner - "Made in Germany": Hohner Europa und Hohner USA (z. T. abweichendes Angebot).

Tombo - "Made in Japan"
Tombo ist der Hersteller der legendären "Lee Oskar", die in Deutschland über die Fa. GEWA vertrieben wird. Die Lee Oskar ist die mit Abstand bekannteste Mundharmonika von Tombo. Leider sind in Deutschland keine anderen Harmonika-Modelle verfügbar.

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Rund um die Mundharmonika
Die Mundharmonika bei Wikipedia (deutsch).
Die Mundharmonika bei Wikipedia (englisch).
Die Harptools von Andreas Gräfe.
overblow.com - Informationen zur diatonischen Harmonika Technik.
patmissin.com - Viele, viele Informationen, leidenschaftlich zusammengetragen.
Brendan Power - a professional harmonica player (engl.).
Klaus Rohwer - Sein Hobby: die Mundharmonika. Mit vielen Hinweisen und Wissenswertem zum Thema.
Franz Chmel - Für Freunde der Klassischen Mundharmonika gefördert vom weltbekannten Virtuosen.
Diatonic Harmonica Reference.
Coast to Coast Music - To learn about harmonicas and harmonica playing (engl.).
crossroadblues.de - Infos rund um den Blues.
Harmonica Player - unabhängiges Fachblatt für Mundharmonikaspieler.
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Foren
harpchat.de - Die Chatseite über Mundharmonikas.
jack-black.de - Das Mundharmonikaforum.

Weitere Linksammlung
harmonicalinks.com - Everything Harmonica Online
 
Für Hinweise (auch über eingeschlichene Fehler), Ergänzungen und sonstige Informationen zum Thema Mundharmonika wären wir sehr dankbar.
E-Mails bitte an UWE.